Sinn der Umrüstung zweier Räder auf Scheibenbremse war bei mir, daß ich beim Trekkingrad die Low-Profil Suntour-Cantilever-Bremse nicht richtig wartungsarm eingestellt bekam und preiswert an die AMEX-Scheibenbremse mit einer 180 er Niro-Bremsscheibe und Nabe rankam. Beim Flevo war der Sinn, daß meist vorne gebremst wird und es als Alltagsrad eingesetzt wird. Nach zwei Jahren war die Felge nahezu durchgeschliffen145 und bei Regen konnte ich förmlich zusehen, wie die Bremsklötze der Magura regelrecht wegschlissen: Während bei Trockenheit eine Standzeit von 9 Monaten kein Problem war, gingen im Winter locker alle 3 Monate ein Satz flöten, inkl. der nervigen Nachstellerei.146 So war die Entscheidung zur Scheibenbremse einfach.
Erst habe ich die AMEX147 am Trekkingrad ausgetestet. Sie konnte aufgrund des breiten Sattels und der Scheibe leider nicht am Flevo ohne massive Umbauarbeiten an der Gabel angebaut werden. Sie bremst hervorragend. So hatte ich bei Nässe mehrmals Probleme mit eingefahrener Hinterradfelge und Magura, die Bremse griff erst nach 20 m, während der Griff an die Scheibenbremse mit Rennbremshebel (wenig Weg) und viel Hüllrohr einem fast das Vorderrad wegreißt. Bei Trockenheit bringt es Spaß bei 40 das Hinterrad hochzubremsen (mit Karrimors hinten dran, die arme Gabel!). Zumindest der Bremssattel der AMEX existiert, soweit ich weiß, auch noch unter einem anderem Namen (Grimeca). Es gibt sie auch noch mit Aluscheibe, wobei ich mit der Niroscheibe bisher voll zufrieden bin (mal seh'n, was der nächste Winter zeigt).
Für das Flevo habe ich die Sachs 3x7 (das Modell mit dem gewellten Alu-Nabengehäuse) auf die Scheibenbremsnabe aus der Sachsgruppe ,, Neos`` umgerüstet.
Für die Montate der Bremsscheibe auf der Nabe benötigt man einen Adapter. Ich habe einen gemäß Bild 24 gedreht und mit 6 M4 Niro-Schrauben auf der Nabe festgeschraubt.148
Da die Bremsscheibe einen etwas kleineren Durchmesser als die Nabe an der Stelle hat und ich die Bremsscheibe nicht aufdrehen wollte,149 habe ich die Achse der Nabe einfach im Schraubstock eingespannt, die Nabe angedreht und mit einer Flex mit Schleifscheibe einfach einen ca. 5 mm breiten Absatz eingeschliffen, so daß die Scheibe über die Nabe paßt.150
Konstruktionsbedingt muß bei der Sachs-Scheibenbremse eine erhöhte Aufmerksamkeit auf die Parallelität der Scheibe mit den Klötzen bei dem Anlöten des Bremssattelaufnehmers erbracht werden.
Das Bremsverhalten ist ganz ordentlich. Das Naßbremsverhalten ist besser, als die Bodenhaftung, sie quitscht dann nur leicht. Die Haltbarkeit der Nickelschicht ist bisher nicht das Problem.
Bei einer von zwei eingesetzten Nickelscheiben habe ich Probleme gehabt. Die Scheibe weist eine unterschiedliche Dickenverteilung auf. Die Dicke schwankt um 0,08 mm. Dies führt zu einem ungleichmäßigem Bremsmoment in Abhängigkeit von der Laufraddrehung. Seit Herbst '98 gibt es von Sachs die Power-Disc-Spezial mit einer Niroscheibe und neuen Bremsklötzen. Diese Scheibe ist nur noch 2,3 mm dick, nicht mehr 3 mm wie die Alu und Nickelscheibe: Man braucht also auch die Bremsklötze dazu. Mal sehn, was die taugt. Kundendienst SRAM: SRAM Deutschland GmbH, Kundendienst Cycle Service, Ernst-Sachs-Str. 62, 97424 Schweinfurt. Hier noch mal ein ausdrücklich dickes Lob an den Kundendienst: Hier wird Service noch großgeschrieben.
Es soll keiner auf den Gedanken kommen, das Flevo nur mit Vorderradbremsen auszurüsten. Man kann sich zur Gaudi der Umstehenden im Stand herrlich auf die Arschbacken setzen, wenn man ein bißchen in Schieflage gerät und beim Ausgleichen dann das Vorderrad entlastet wegrutscht. Da hilft nur noch eine Hinterradbremse!
Sachs hat inzwischen die 3x7 Quarz eingestellt und die neue 3x7 hat einen Kegelmantel. Wie dafür der Adapter aussehen würde, kann ich nicht sagen, sollte aber auch gehen. Nur halt den Innendurchmesser anpassen.
