Die Reflexionseigenschaften von Oberflächen im Allgemeinen und
Straßenoberflächen in Besonderen sind komplex. Hier interessiert (vorerst)
nur die Retroreflexion ungefähr in Richtung der Lichteinfalls
(Anleuchtungswinkel
). Für die Reflexion von Straßenleuchten im Fahrbahnbelag bei
Winkeln (
) etc. gibt es mehrere Untersuchungen (siehe
[He02] 7.3) und Meß- und Berechnungsvorschriften (z.B. DIN 5044T2).
Für retroreflektierende Materialen zur Verkehrssicherung gilt die
DIN 67520. Bei realen Straßenoberflächen gibt es sowohl mit der
ProbennahmeN.1 als auch mit den
RückstrahlwertenN.2 Probleme.
Für die Eingrenzung der zu erwartenden Winkel sollen als typische Maße
ein 28''-ATB und ein Tieflieger (Baron) dienen (vgl. Tabelle
N.1). Die Winkel sind auf eine Leuchtweite von 10m
umgerechnet. Sowohl in der TA23 wie der Ausrichtungsvorschrift (StVzO § 67
Abs. 3) stehen 10m Bezugsentfernung. Bloß beziehen die sich auf
unterschiedliche Maße. Nah am Fahrrad treten größere Unstimmigkeiten auf.
Die Maße für's Auto entstammen der ECE bzw. sind () an einem
Mittelklassewagen auf der Straße vermessen.
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(N.1) |
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(N.2) |
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(N.3) |
Der Beobachtungswinkel ist hier die maßgebliche Große.
Rad | ![]() |
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Baron | 0,45 | 1,0 | 1,3 | 87,42 | 5,057 | 2,48 |
0,65 | 1,0 | 1,3 | 86,28 | 5,057 | 1,34 | |
0,73 | 1,0 | 1,3 | 85,82 | 5,057 | 0,88 | |
ATB | 0,7 | 1,4 | 0,2 | 86 | 7,815 | 3,82 |
0,8 | 1,4 | 0,2 | 85,43 | 7,815 | 3,25 | |
Kfz | 0,75 | 1,25 | 1,8 |
Bei derart kleinen Winkeln ist von Retroreflexion zu sprechen. Der
Verlauf des Winkel
in Abhängigkeit von Entfernung und
Anbaubedinungen ist in Bild N.2 wiedergegeben.
Für Kfz-Scheinwerfer vorerst keine Werte, da die Meßvorschrift nach TA 6
noch schwammiger als die TA 23 ist (s. S. ).
Vorerst wird davon ausgegeangen, daß
0,44
unter 50L liegt und
ist. Diese Schlüsse legt Abb. 8 in
[Le01] nah.
Im Sinne der TA 23 ist nur der Bereich
interessant. Der Retroreflexionswinkel
dürfte praxisnah bei
1...7
liegen. Hier wird vorerste mit einem
gearbeitet.
Der Reflexionsgrad wird allgemein als Verhältnis zwischen eingestrahltem
Lichtstrom () und reflektiertem Lichtstrom (
)
definiert.
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(N.4) |
Diese Definition hilft hier nicht weiter, da der gesamte reflektierte
Lichtstrom erfaßt wird. Für den Fahrer ist aber nur der in seine Richtung
reflektierte Anteil interessant. Dies ist nur ein kleiner Teil des gesamten
Lichtstromes. Die meßtechnische Erfassung der Retroflexion wird u.A. in der
ISO6742/2 (1985) Cycles - Lighting and retro-reflective devices -
Photometric and physical requirements - Part 2: Retro-reflective devices
beschrieben. Mit dem Verfahren wird der coefficient of luminous
intensity (CIL) bestimmt, dessen Einheit beträgt
Millicandela/Lux (mcd/lx). Standardwinkel zwischen Lichtquelle und Sensor
() betragen 0,2
, 0,33
und 1,5
. Der Winkel
beträgt dort, je nach Reflektor, 0, 10, 20, 30, 40 oder 50
. Für
retroreflektierende Reifen wird noch bei -4
(Simulation großer
Entfernung?) gemessen.
Für 50
und
1,5
ergeben sich
Mindestanforderungen von 11mcd/lx für weiße Reflektoren und 8,82 für
retroreflektierende ReifenN.3. Für
gelbe Reflektoren ist ein Tabellewert nur für max.
20
angegeben; dort beträgt er 7,5mcd/lx. Allgemein
gilt sonst für gelbe Reflektoren ein Wert von >62,5% der weißen und 25%
der weißen für rote Reflektoren (vgl. Bild N.3(b)).
Berücksichtigt man die geringe Beleuchtungstärke (max. 40 lx) so ergeben
sich geringe Leuchtdichten. Hier sind wieder spezielle Meßgeräte
notwendig. Ein einfacher Abschattungstubus auf dem 9e mit einem
Erfassungswinkel von ca. einem Grad liefert nur Werte
0,01lx.
Ziel der Untersuchungen ist es einen Korrekturfaktor () zu
erhalten:
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(N.5) |
Dieser Faktor ist z.B. bei Gleichung
(3.125) (s.S. )
zur berücksichtigen. Die Formel wird dann zu umgeschrieben.
Leider sind empfindliche Leuchtdichtemeßköpfe nicht so weit gestreut und
daher mit einem gewissen Kostenaufwand versehen. Vor einigen Jahren
kursierte im Bekantenkreis mal die Summe von ca. 20kDM. Der ,,
einfache`` Meßkopf von Gigaherz-Optik, der LDM-9901, für das 9e liegt schon bei ca. 1kEuro und hat bei einem Blickfeld von 1 eine
maximale Auflösung von 50mcd/m
. Der LDM-9801 bzw. LDM9802 für das
P-9710-1 (Auswertungselektronik) hat, je nach Sensor und Blickfeld, eine
maximale Auflösung von 67...2,5µcd/m
, liegt aber bei
2-3kEuro zzgl. 1kEuro für das GOP9710. Preise natürlich ohne
Mehrwertsteuer. Bis hier Meßwerte auftauchen wird es leider ersteinmal
dauern.
Als Anhaltswert ein Bild vom PAL-Sympsium 2003 in Darmstadt von Salvatore Pierro und Gianpiero Fusco, Automotive Lighting Veneria, Italy
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Interessant ist, daß auch bei Autos nach 15m ein deutlicher Abfall der Leuchtdichte auftritt. Da dürfte die Winkeläbhängigkeit nicht mehr sehr groß sein, es kann also in grober Näherung behauptet werden, daß auch bei Autoscheinwerfern die Beleuchtungsstärke ab 10m stark abnimmt. Insofern sind die dort verwendeten ScheinwerferN.4 nicht viel besser als gute Fahrradscheinwerfer!
Olaf Schultz, Hamburg-Harburg