Betrachtet man jetzt das Eigenschwingungsverhalten, so sind es in der Regel, durch Vertikalbeschleunigungen verursachte Biegeschwingungen. Dabei können sich die Windungen berühren und verschweißen. Kritisch dürfte für die Abschätzung die erste Eigenform sein. Als erster Ansatz dürfte der eines langen Biegestabes zulässig sein. Hier wird der Ansatz aus [HoDr], S. 290 ff. verwendet:
(3.43) | |||
(3.44) | |||
(3.45) |
Hierbei sind die Bezugskreisfrequenz und die -ten Eigenfrequenzen. Hiermit ergeben sich für die OSRAM-Lampe folgende Frequenzen:
Diese Eigenfrequenzen liegen deutlich über denen der Anregung. Das zum Vergleich im FE-System MARC/Mentat modellierte Modell ergibt dieselben Eigenfrequenzen. Die Modellierung ist mithin, zumindest wenn man die Dichte korrekt für die gewählten Einheiten einsetzt, verläßlich. Hier werden die Distanzen in mm und die Kräfte in N modelliert, die elastischen Werkstoffdaten sind in MPa=N/mm angegeben, die Dichte beträgt dann .
Nun wird mit MARC/Mentat eine Glühwendel (OSRAM) modelliert und einige Varianten gerechnet. Der Faden wird in drei unterschiedliche Temperaturzonen aufgeteilt (vgl. Bild 3.13, oben links), für die Temperaturen angenommen werden und für diese Temperaturen werden die entsprechenden Werkstoffwerte eingesetzt.
Es werden die ersten elf Eigenformen und -frequenzen berechnet. Siehe hierzu Tabelle 3.9 für die Frequenzen und Bild 3.13 für die Formen.
Grundmodell | Varianten (Angabe in Hz) | |||||
A | B | C | D | E1 | E1 | |
1 | 3795 | 833 | 833 | -0,13 | 3447 | 3305 |
2 | 3798 | 3798 | 834 | 2017 | 3449 | 3308 |
3 | 8644 | 5458 | 5457 | 2019 | 8150 | 7292 |
4 | 8648 | 8648 | 5469 | 6899 | 8155 | 7293 |
5 | 14130 | 14130 | 7113 | 13810 | 12180 | |
6 | 14860 | 14760 | 7390 | |||
7 | 17990 | 15460 | ||||
8 | 18000 | 17990 | ||||
9 | 28370 | 28360 | ||||
10 | 29530 | 28480 | ||||
11 | 31500 | 29850 |
Es sind nicht alle Eigenfrequenzen aufgeführt. Ein relativ starker Eingriff in den E-Modul verschiebt die Eigenfrequenz nur unwesentlich. Lediglich die Freigabe der Rotationsmöglichkeit in den Einspannungen fügt eine weitere, relativ tiefe Frequenz und Form hinzu, die aber real nicht vorliegt, da die eingequetschte Einspannung dies nicht zuläßt.
Diese Eigenfrequenzen liegen nicht im Bereich der Anregung. Daß einige Frequenzen und Formen so dicht beieinander liegen ist u.a. damit zu erklären, daß die Übergänge der Wendel auf den axialen Draht auf beiden Seiten freihand modelliert werden und leicht unterschiedlich sind.
Weitere Schwingungsformen könnten durch die elektrodynamischen Kräfte des Wechselstromes in den einzelnen Windungen auftreten. Dies dürften Transversalschwingungen sein, die aber erst ab der 6. Eigenfrequenz mit ca. 14kHz auftreten. Solch hohe Frequenzen erzeugen die meist verwendeten Generatoren normalerweise nicht.
Betrachtet man die errechneten Werte, so liegt maximal die niedrigste Eigenfrequenz im Bereich der Testfrequenzen nach DIN, nach ISO sogar keine. Hingegen sind die gemessenen Anregungen eher im Bereich der ISO oder der niedrigen nach DIN zu finden. Hier liegt eine Zwangserregung und keine Eigenschwingung vor. Der Frequenzbereich der ISO stimmt eher mit dem realen Problem überein. Die ISO ist der DIN vorzuziehen.
Olaf Schultz, Hamburg-Harburg