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Es gibt einige Gründe, die für gekürzte Kurbeln sprechen:
- Kurze Beine.
- Knie sollen auf einem Tiefflieger nicht so weit ins Sichtfeld geraten.
- Der Kurbelkreis soll bei einem verkleideten Rad kleiner werden, damit
die Verkleidung flach gehalten werden kann.
- Das Rad soll leichter werden.
- ...
Man handelt sich dabei aber auch Nachteile ein:
- Der elastische Drehzahlbereich sinkt. Man muß sich auch ersteinmal an
die höheren Trittfrequenzen gewöhnen.
- Die Schuhe sollten dann gut mit dem Pedal verbunden sein (Systempedale)
und die Schuhe müssen gut und stramm sitzen. Dies gilt besonders bei Kubell"angen
unter 140 mm.
- Der Mindestkürzschritt sind ca. 20 mm. Dadrunter kommt das neue Loch zu
nah an das alte Pedalloch.
- ...
Ein bißchen mehr dazu kann z.B. unter www.nettally.com/palmk/crtips.html nachgelesen
werden.
Bis 150 mm gibt es in ansprechende Qualtität bei einigen Liegeradherstellern
(Quantum?, HP-Velotechnik?), Spezialradhändlern (Pedalkraft?) kurze
Kurbeln.
Nicht immer sind das dann aber die Qualitäten, die man selber fahren oder
sich leisten kann/will. Dann ist selbermachen/lassen angesagt
Machen lassen geht z.B. bei bikesmithdesign.com,
www.highpath.ne, Burrows
Egineering (Tel: UK 01603 721 700) und anderen. Suchmaschinen wollen auch
was tun.
Wer Stahlkubeln und Zugriff auf ein Schweißgerät hat: Absägen und
Anschweißen (lassen). Aber Achtung auf den Schweißverzug.
Wer sich nicht entscheiden mag und eine gute Werkstatt im
Hintergrund hat und es temporär nicht auf Gewicht anlegt. Zweirad und
Zukunft hatte für/mit Frank Lienhard mal Kurbeln gemacht, die mittels eines
Exzenters von bis verstellbar waren:-)
'Tschuldigung, hatte kein besseres Bild, ist vom 30.April.1996, da machen sich mal
wieder gut gepflegte Text-Dateien mit Stichworten zu Bildern vorteilhaft
bemerkbar (less:-)
Wer eine große Fräse hat, der kann es so wie Mike Burrows machen. Ein
Bild der Vorrichtung ist in der Velovision Ausgabe 17, Seite 23
abgebildet.
Bild: (Quelle VeloVision 17, Seite 23)
Dafür sind jedoch Achsstummel für jedes Achssystem notwendig. Entweder
selber herstellen oder die gehärteten Achsen umarbeiten. Aufwand ist das auf
jeden Fall.
Was man unbedingt braucht ist ein Satz Pedalgewindebohrer. Eine große
Ständerbohrmaschine mit ausschwenkbarem Tisch und festschraubbarem Schraubstock
sollte es auch schon sein. Metallbohrer 13 mm und ein oder zwei entsprechende
Vorbohrer, Senker und ein 22er Plansenker oder Fräser, sowie eine Säge. Der
Rest dient der Arbeitserleichterung. Und, nein, Rainer M. aus F: Es gibt kein
Grundrecht auf Hommel:-( :-).
Zum selbermachen gibt es diverse Wege, ich stelle hier meinen vor. Abgeguckt
hab ich den in Hannover bei Frank Lienhard bzw. Ulf Krollmann:-)
Meine Kürzvorrichtung ist ein 40er Stahlrohr, in das ein altes
Tretlagergehäuse (aus einem Schrottrahmen herausgeflext) eingelötet ist. Das
hat den Vorteil unterschiedliche Tretlager (Vierkant JIS oder Campa,
Octalink...) einschrauben zu können.
Im Folgenden sind die unterschiedlichen Arbeitsschritte abgebildet.
- Einspannen und ausrichten. Hierfür ist es Hilfreich die
Befestigungsschrauben mit einem Zentrierbohrer o.ä. mit einem Loch zu
versehen, in welches ein Meßschieber eingreifen kann. Oder durch Octalink
einfach einen Stab durchstecken, an dem ein Maßband angestoßen werden kann.
Die Mittigkeit auf der Kurbel einfach mit dem Maßband zwischen Mitte
Pedalauge und Kurbelschraube bestimmen.
- Zentriervorbohren (bei deutlich schrägen Oberflächen zu empfehlen),
vorbohren mit ca. 5 mm, aufbohren auf 13 mm.
- Pedalfläche mit Zapfensenker oder 20-22er Fräser anspiegeln.
- Fase mit Senker anbringen.
- Gewindeschneider je nach Moment, das die Bohrmaschine entwickeln kann,
gleich durchschneiden (falls Linkslauf funktioniert:-) oder mit der Hand am
Bohrfutter nur anschneiden. Bohrer ausspannen, Kurbel abschrauben, Gewinde
von Hand weiterschneiden.
- Kurbelende absägen.
- Verändere nicht die Position des Schraubstockes und gehe zurück zu
Schritt 2. So werden zwei identische Kurbellängen erzeugt.
- Gewindebohrer wieder eindrehen und den Gewindebohrer in der Nut vom
Schraubstock spannen. Im Gegenlauffräsen das Kurbelende
rund machen. Wer gleichlauffräst wird, dem wird sehr schnell die Kurbel aus der
Hand gerissen und eine dicke Scharte dann in die Kurbel gehauen (wenn es
dabei bleibt).
- Fräser aus und Senker oder Planmesserkopf mit 45-Grad-Schneiden
einspannen und Fase anbringen. Diese hat dann zwar eine Steigung, aber das
ist egal:-)
- Zu guter Letzt polieren. Das macht sich zumindest auf dem guten Alu der
600er-Kurbeln von Shimano optisch gut. Hiervon (derzeit) kein Bild.
Zeitaufwand: Etwa 15 Minuten, wenn nicht erst noch Tretlager aumgeschraubt
werden müssen. Geht sicherlich auch schneller. Aber ich muß zwischen
Vorgelege und Nichtvorgelege wechseln, Links- und Rechtschbohrer tauschen...
hat ja nicht jeder zwei Gewindeschneidfutter für solche Gewinde und SK30,
gibt's ja kein Grundrecht drauf (s.o. -:)
Im Prinzip sind alle Kurbeln kürzbar. Vollmaterial ist unproblematisch. Es
sollte nur genügend Fleisch auch am Rande stehen bleiben.
Sind auch Hohlkammerkurbeln kürzbar? Im Prinzip ja, aber es kommt darauf
an:-)
- Shimano FC-6600 (Ultegra HollowtechII): Von 175 auf 155
unproblematisch. Bei 155 fängt man gerade an die Hohlkammer anzubohren.
Fertiggestellt sind dann 2~mm Spalt zu sehen. Hat sich in der
Alltagsbenuntzung bisher nicht negativ bemerkbar gemacht.
- Shimano FC-M752 (XT Octaklink): Von 170 auf 149 gekürzt (siehe obige
Bilder). Alltagsbenutzung steht noch aus. Aber deutlich schlechteres Alu als
alle bisher gekürzten Ultagra-Kurbeln (egal ob Vollkurbel-Vierkant oder
Hollowtech). Kürzen war eine Rettungsmaßnahme, da rechte Kurbel bei einem
Offroad-Ausritt in Island durch einen Steifaufsetzer am Pedal mit
vollbeladenem Reiserad verbogen (Pedal, Kurbel und Welle).
- Shimano FC-M770 (XT HollowtechII): Von 175 auf >153 sollte gerade so
gehen. Die Kurbel ist deutlich optimierter als die FC-M752 (dünnere Wände).
Zu weiteren Kurbelkürzbarkeiten findet man Hinweise auf bikesmithdesign.com.
Soweit erstmal.
Erstellt:20.01.2007
Olaf Schultz